WLAN Überwachungskamera für den kleinen Geldbeutel – Top oder Flop?

ÜberwachungskameraNeulich habe ich eine Überwachungskamera benötigt und nach einem Produkt für den kleinen Geldbeutel gesucht. Mit Preisen von unter 50 Euro gibt es ja haufenweise Angebote bei diversen Onlinehändlern. Aber taugen die auch etwas? Ich habe mir ein Modell näher angeschaut.

 Die Produkversprechen klangen überzeugend

  • Wahlweise WLAN oder Kabelbetrieb, sogar mit POE-Funktionalität (Stromversorgung über LAN)
  • 4 Megapixel Auflösung (1,5x FullHD) mit Audioaufnahme
  • Moderner h.264 Codec (MP4-AVC, Advanced Video Coding) oder sogar der neue h.265 (HEVC, High Efficiency Video Coding)
  • Speicherung lokal auf Micro-SD Karte
  • Handy-Zugriff und Streaming per App
  • Cloud-Speicherung der Videos (optional, kostenpflichtig)
  • ONVIF-Schnittstelle für NVR (Network Video Recorder)
  • Audio-Rückkanal und Lautsprecher
  • Unauffälliges weißes Gehäuse, wasserdicht und für den Außenbetrieb geeignet

Erfahrungen zur Einrichtung und Bedienung

Das Gerät war schnell eingerichtet. Zuerst installiert man die App, dann verbindet man sich mit dem Kamera-eigenen WLAN und konfiguriert die Grundeinstellungen sowie Verbindung zum Router/Internet. Das Bild ist gestochen scharf und die Qualität hervorragend! Die weitere Nutzung verlief ebenfalls problemfrei. Es lassen sich eigene Passwörter vergeben, Aufnahme bei Alarm (Bewegung im Bild) oder nach festem Zeitschema festlegen, und der Zugriff vom lokalen Netzwerkspeicher (NAS) per ONVIF-Schnittstelle auf den Videostream klappte auch auf Anhieb. Die Daueraufnahme auf die Micro-SD Karte benötigt etwa 8 GB pro Tag. Soweit, sogut.

Leider gibt es auch ein paar negative Eigenschaften, die im Blick auf den Preis und die Nutzungsanforderungen abgewogen werden sollten:

  • Das Kamera-eigene WLAN mit einfachem Standardpasswort bleibt im WLAN-Modus immer aktiv und lässt sich nicht abschalten
  • Die Kamera ist permanent mit dem App-Anbieter verbunden (nicht abschaltbar); App-Anbieter und Cloud-Dienst sitzen in China
  • Die Weboberfläche der Kamera
    • Ist nur direkt über deren IP-Adresse abrufbar (nicht per App)
    • Ermöglicht zusätzlich noch einmal eine Vielzahl an Detaileinstellungen zum Gerät, z.B. Format und Position des Zeitstempels, Bildmaske zur Schwärzung von Bildbereichen, Modus der Aufteilung der Videodateien
    • Der Videostream wird nur über ein ActiveX-Plugin angezeigt, das nachinstalliert werden muss und nur für den alten Internet Explorer verfügbar ist
    • Leider ist der Webserver auf der Kamera uralt und weist dadurch möglicherweise bekannte Sicherheitslücken auf

Fazit

Alles in allem hat mich die Funktionalität und Qualität der Kamera überzeugt. Ich hatte nie Probleme mit dem Videozugriff per Handy-App. Die Wahlmöglichkeit von WLAN oder kabelgebundenem Netzwerk macht das Modell vielseitig einsetzbar. Wer den App-Zugriff nicht benötigt und die Verbindung der Kamera zum App/Cloud-Anbieter unterbinden möchte, der sperrt am besten in den Router-Einstellungen die Internetverbindung für das Gerät.